Von 1,9 auf 100!!

16. Januar 1956 - plötzlich auf der Welt. Viel zu früh und doch da. Satte 1,9 Kilo leicht. Neugierig, zu schwach und zu klein, sehr kalt. Behütet, mit weissen Handschuhen angefasst, konnte ich trotzdem überleben. Lange Tage auf der Terasse - zum Teil im Regen vergessen, wieder gerettet. Die ersten sechs Monate habe ich trotz aller Unkenrufe überlebt. Danach ging es bergauf.
Plötzlich konnte ich laufen. Eine meiner ersten Erinnerungen: Lukas Fudi putze! Ja, in einer Grossfamilien sind die Ämtli verteilt. Als Jüngster konnte ich miterleben, was meine Brüder unternahmen und konnte nicht anders als folgen und schnell lernen. Lukas 8, ich 5, er rauchte und ich probierte. Er musste sich übergeben und ich staunte, zeigte keine Reaktion auf diesen Tabak-Input.
April 1963 - erster Schultag. Standesgemäss mit Krawatte und voller Stolz in der Schule eingetroffen. Die Schule hasste ich, aber die Mädchen waren toll. Schon nach wenigen Tagen hatte ich mein erstes Gspänli. Krass: jedes Jahr ein anderer Lehrer! Damals herrschte Lehrermangel. Man holte Rentner zurück. Im ersten Primarschuljahr lernten wir singen – Fräulein Häfeli war die Liebe in Person – Im zweiten Jahr Herr Steinegger, 72 Jahre alt. Wir hatten es gemütlich. Dann der Paukenschlag: Lehrer Willi – jung und streng. Tatzen waren an der Tagesordnung. Irgendwie hat er es aber geschafft, einige von uns ins Progymi zu katapultieren. Am ersten Gymitag wurde ich gefragt, ob Lukas Sameli mein Bruder sei? Wahrheitsgetreu musste ich natürlich Ja sagen. Lehrer Störi liess durch seinen Gesichtsausdruck erkennen, dass er von meinem Bruder nicht viel hielt. Und trotzdem überstand ich die vier Jahre. Danach kam die Handelsschule und der KV.
Und dann endlich ausgelernt und flügge. Bald musste ich feststellen, dass meine Grundausbildung nicht reichte. Vor allem bei der Bank Sarasin waren Sprachen und Wissen gefragt. Mein Schulsack reichte nicht. Also entschloss ich mich ins Ausland zu gehen – eine Zeit die ich nicht bereue!
Zurückgekehrt entschloss ich mich der Bank den Rücken zu drehen und mich als Buchhalter ausbilden zu lassen. Im Schnellzugtempo, d.h. innert 3 ¼ Jahren bestand ich die Hauptprüfung.
Die Studienjahre gingen vorbei. Geheiratet. Geschieden. Zwei Kinder. Nur Sorgen….

1985 - plötzlich selbständig, und das bis heute.
1989 - Innerhalb von zwei Wochen wurde ich Eigentümer eines schönen Chalets.
1998 - Das Schicksal verschont einem nicht. Therese ist nicht mehr da.
1999 - Das Leben beginnt wieder von Neuem. Plötzlich ist Diana da. Die Sonne scheint!
Die Jahre plätschern dahin und plötzlich muss man sich über seinen 60. Geburtstag Gedanken machen. Im Rückblick noch drei wichtige Punkte:
Mit dem Kauf von Champex wurde ich unweigerlich mit den Pilzen vertraut: Ab Juli bis September eine Goldgrube für Pilze. In Hans habe ich den richtigen Lehrmeister in Pilzkunde gefunden. Und in der Zwischenzeit konnte ich etliche Leute die Pilze nicht nur schmackhaft machen sondern neue Pilzfreunde gewinnen.
Vor zehn Jahren lief uns Bümpeli zu. Grau klein frech. Heute freuen wir uns jedesmal, wenn wir in die Einfahrt in Champex einbiegen. Hoch der Schwanz – so werden wir von unserem Kater empfangen!
Und nochmals vor zehn Jahren kauften wir in einer Blitzaktion ein Haus in Brasilien. In der Zwischenzeit sind wir bekannte Gringos und lernen jedes Jahr ein wenig mehr von dieser ganz anderen Mentalität.
